Anna Bösch

Viele Jahre lang hat Inge S. (78) dafür gebetet, dass in Bregenz eine Pfingstgemeinde entsteht. Fast hätte sie resigniert. Doch sie war nicht die Einzige, die dafür betete, und im Jahr 2016 war es endlich so weit, dass die erste Pfingstgemeinde in der Vorarlberger Landeshauptstadt gegründet wurde. Gott benutzte dafür die Missionare Paul und Mechthild Clark, die zuvor schon mehrere Gemeinden in Deutschland aufgebaut hatten. Statt sich nach ihrer letzten Gemeindegründung in Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) in den verdienten Ruhestand zu begeben, zogen der gebürtige Amerikaner und die Deutsche, die bereits als 25-Jährige ihre erste Gemeinde in den USA gründeten, im Dezember 2015 nach Lindau, mit der klaren Vision, eine neue Gemeinde in Bregenz ins Leben zu rufen.

Begonnen hat alles im November 2014, als Paul sich mit Edwin Jung sowie mit Werner und Gabi Lins von der Langenegger Gemeinde in Bregenz traf, um seine Unterstützung für die FCGÖ anzubieten. Bei dem Gespräch spürte Paul den Ruf Gottes, eine Gemeinde in Bregenz zu gründen. Nach einigen Monaten des Prüfens traf er im Juni 2015 mit dem Vorstand der FCG Lindau zusammen und als diese ihre Bereitschaft signalisierten, die Initiative zu unterstützen, wurde die Sache konkret: Noch im selben Jahr zogen nicht nur die Clarks, sondern auch ihr Sohn Mike mit seiner Frau Laura und Töchterchen Ella nach Lindau, um von dort aus gemeinsam in Bregenz etwas zu starten.

In der ersten Zeit wurden sie von einigen Geschwistern aus der FCG Lindau unterstützt und zwei Frauen, die Mitglied in Lindau waren, aber aus Bregenz kommen, schlossen sich der Gemeindegründung an und arbeiteten von Beginn an mit. Renate B. (52) ist eine von ihnen und erinnert sich an die Anfänge: „Als Paul mich angesprochen hat, war ich zuerst gar nicht begeistert. Ich hatte diese Sache nicht auf dem Herzen und habe sogar hinterfragt, ob Paul da wirklich Gottes Reden vernommen hat.“ Aber Renate sagte dennoch ihre unverbindliche Unterstützung zu und war bereits bei der Kick-Off-Veranstaltung im Mai 2016 dabei: Ein Konzert des Evangel University Orchesters im bekannten Gasthaus Gösser in Bregenz. Von Juni bis Oktober 2016 trafen sich dann alle Interessierten zwei Mal monatlich am Sonntagnachmittag im Lebensraum Bregenz zu Gebet, Austausch und Kaffee und Kuchen. Renate machte immer Kuchen und langsam wuchs auch ihre Begeisterung für diese Gemeindegründung. Wichtig dafür war nicht zuletzt, dass ihr Mann, der bisher nicht mit in die Gemeinde gekommen war, immer gern mitging.

Nach längerer Suche nach geeigneten Räumlichkeiten wurde das Team schlussendlich gleich gegenüber des Lebensraums im Bregenzer Stadtteil Vorkloster fündig und ab Herbst konnte im sogenannten Schöller-Areal ein knapp 100 qm² großes Ladenlokal angemietet werden. Im November 2016 fand dort der erste Gottesdienst statt. Die junge Gemeinde wuchs und schon bald waren die Räume zu klein. Aber bereits bevor diese angemietet wurden, hatte man von sehr geeigneten Räumlichkeiten im 1. Stock desselben Gebäudes erfahren. Damals schienen diese mit über 300 qm² viel zu groß und auch zu teuer. Im Februar 2018 wagte die Gemeinde jedoch den Glaubensschritt, diese größeren Räume zu mieten, und konnte auch den ursprünglichen Mietpreis um fast 1 000 Euro herunterhandeln. Nun findet der wöchentliche Gottesdienst direkt über einer Bar mit dem Namen „LowLife Bar“ statt, was ganz gut passt, denn schließlich wollen wir als Christen die Menschen auf ein „higher life“ hinweisen. Der Glaubensmut wurde belohnt und die Gemeinde wuchs im letzten Jahr nicht nur an Mitgliedern und Mitarbeitern, sondern auch an Finanzstärke.

2018 konnten vier neu Bekehrte aus Vorarlberg getauft werden. Eine von ihnen ist Helga S. (56). Die gebürtige Steirerin und Wahl-Bregenzerin hat einen katholischen Hintergrund und war dann in der Esoterik unterwegs, bevor sie 2016 durch Bibel TV zum lebendigen Glauben an Jesus fand. Daraufhin begann sie, für Gemeinschaft mit anderen Christen zu beten und 1 ½ Monate später nahm sie ein Freund, der nur zu Besuch in Vorarlberg war, zum offiziellen Eröffnungsgottesdienst in den neuen Räumlichkeiten der FCG Bregenz mit. Das war im Mai 2018 und seither ist Helga immer wieder gekommen und hat sich im September schließlich taufen lassen. Sie fühlt sich in der Gemeinde sehr wohl und schätzt vor allem, dass die Mitglieder auch privat Kontakt miteinander pflegen: „Wir gehen zusammen essen oder im Sommer baden, man hat in der Gemeinde Hilfe und Unterstützung im Alltag und auch der geistliche Austausch tut sehr gut.“

Mit Begeisterung arbeitet Helga auch beim Café-Team mit, das vor und nach dem Gottesdienst für nette Gemeinschaft sorgt, die von den Gottesdienstbesuchern gerne gepflegt wird. Weitere Arbeitsbereiche der Gemeinde sind das Lobpreis- und Media-Team, der Kids Club, das Gebetsteam (das hauptsächlich über WhatsApp läuft) und das Begrüßungsteam, das auch immer fleißig Schilder auf der Straße aufstellt, damit die Menschen den Weg leichter finden. Renate, die trotz ihrer anfänglichen Skepsis von Beginn an mitgearbeitet hatte und ein immer größeres Herz für die Sache bekam, wurde schnell zu einer wichtigen Mitarbeiterin, die nicht nur das sogenannte „Bömsel-Team“ (das Putzteam) ins Leben rief und immer noch regelmäßig Kuchen bäckt, sondern sich auch sonst überall investiert, wo sie gebraucht wird. Unter anderem leitet sie eine der drei Connect-Gruppen, die die Gemeinde mittlerweile hat, und demnächst möchte sie eine Jugendgruppe für Mädchen starten. Besonders freut sie, dass auch ihr Mann mittlerweile zum Glauben gekommen ist, sich hat taufen lassen und in der Gemeinde mitarbeitet.

Ein weiterer Schwerpunkt der jungen Gemeinde liegt auf der Beziehung zum Stadtquartier, in dem sich die Räumlichkeiten befinden. Man ist Teil des „Netzwerkes Vorkloster“, dem ansonsten verschiedene Vereine, Geschäfte und die Katholische Kirche angehören und das drei Mal jährlich ein großes Fest im Viertel auf die Beine stellt. Mittlerweile wird die Teilnahme der FCG Bregenz am „Vorklöschtner Fescht“ fix erwartet und die Gemeinde ist mit verschiedenen Aktionen vertreten: Facepainting für Kinder, Musikbeiträge, Verkauf von Backwaren und Kaffee für die Mission etc.

Es ist erstaunlich – selbst für Paul und Mechthild Clark – wie viel Gott in den letzten drei Jahren in Bregenz gewirkt hat. Der Gemeinde haben sich viele motivierte und engagierte Leute angeschlossen und insbesondere auch Menschen, die kürzlich aus dem Ausland nach Vorarlberg gezogen sind, haben dort eine Heimat gefunden. So gibt es in der Gemeinde unter anderem Mitarbeiter und Gottesdienstbesucher aus der Philippien, Brasilien, England, Finnland, Romanian,  und Syrien. Der große Wunsch und die Erwartung der Gemeinde ist es aber, dass noch viel mehr Menschen aus der Gegend zum Glauben an Jesus kommen und in der FCG Bregenz ein geistliches Zuhause und gute Beziehungen finden. Pastor Paul Clark ist überzeugt: „Das Beste kommt noch!“